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Am 18.5.´12 ging es dann wieder mit dem Feuerwehrbus nach Nürtingen, wobei sich diesmal die 2 Helfer wirklich Mühe gaben, mir den Transport so angenehm wie möglich zu gestalten. Dennoch war es sehr schmerzhaft, aber das Beatmungsgerät wurde gut gesichert und Claudia, meine Pflegeassistentin durfte mitfahren, um mich gut zu halten.

In Nürtingen bekam ich wieder ein klimatisiertes Einzelzimmer und ab dem Zeitpunkt war ich nur noch die Patientin mit der Galle. Ich wurde zwar ab und zu nach meinen Schmerzen befragt, doch mit Schmerz-therapie hatte das wahrlich nichts zu tun.

Ich hatte extrem große Schmerzen im Rücken und Knieen bei Mobilisationen auf den Toilettenstuhl, auf der Schmerzscala von 0 - 10 eine 9+. Das wurde die kommenden 4 Tage ignoriert und war für mich fast unaushaltbar. Niemand wollte sich meinem Problem wirklich annehmen, die Medikamente, die ich bekam, schlugen nicht an.

Ich lag so unbequem in dem Krankenhausbett und wartete sehnsüchtig auf den Aufbau meines eigenen Bettes, das meine Helfer nach Rücksprache vom Kirchheimer Krankenhaus, wo ich seit Mittwoch drin lag, ins Nürtinger Krankenhaus holten.

Zu mir, noch im Klinik-Bett liegend, kam der Oberarzt und untersuchte mich per Ultraschall - sofort hatte er die Gallenblase gefunden. Er zeigte mir auch den Gallenstein im Gallengang, der mich quälte, und den sogar ich erkennen konnte...

Die Endoskopie wurde für den frühen Nachmittag angesetzt. Es kamen wieder große Ängste bei mir auf, wie diese Endoskopie von Statten gehen sollte. Der Endoskopietisch war ein hartes, ungepolstertes Resopal beschichtetes Brett (wie ein abwischbarer schmaler langer Küchentisch). Ich bat flehend darum, dass meine privaten Pfleger den Transfer übernehmen dürften, doch es wurde nur genehmigt, das Kai mit kam. Ich wies auf meine Schmerzen und meine luxiergefährdete Hüfte hin und man meinte, es wäre ihr tägliches Geschäft und ich bräuchte keine Angst zu haben.

Es war noch schlimmer als meine Befürchtungen: auf dem ultraharten Tisch sitzend, mit dem eigenen mitgebrachten Patientenlifter von Kai abgelassen zu werden, bereitete schon große Schmerzen. Doch wie ich dann von den Pflegern brutal flach gelegt wurde, hatte ich das Gefühl, man bricht mir die Kniee und das Kreuz, so tierisch waren die Schmerzen. Gottseidank wurde ich sofort in Narkose gespritzt und wachte erst wieder, völlig verquer S-förmig ins Bett gelegt, auf.

Gottseidank konnte ich dann gleich in mein eigenes Bett gut verlegt werden, das schon erneut aufgebaut da stand.

Jetzt begann in meinem Fall eine sehr entspannte Zeit für das Pflegeteam auf der Intensivstation. Ich hatte von morgens 8:30 bis nachts um 24h meistens 1-2 Helfer meines privaten Pflegeteams da, die mich pflegten, über den Toilettenstuhl transferierten, mir das Essen gaben, wenn sie anwesend waren (das waren sie bis auf 3 Mal), mich lagerten und mich absaugten und sich um meine Beatmung kümmerten, da ich natürlich mein eigenes Beatmungsgerät und eigene Absaug-katheter mitgebracht hatte. 

Das endotracheale Absaugen fand sehr dezimiert statt und mein Trachealsekret war schnell gelbgrün, blutig und borkig geworden in dem fatal ausgetrockneten kühlen Zimmer durch die Klimaanlage. Die konnte keinesfalls anderst eingestellt werden, weil der OP mit dran hing.

Bei der Frage an eine Schwester, was ich tun könne, riet sie mir den HME-Befeuchtungsfilter mehrmals täglich zu wechseln, was ich natürlich nicht tat, wissend, dass dieses Vorgehen meine Austrocknung noch mehr gefördert hätte...

Es waren meine schlimmsten 5 Tage, die ich je in einem Krankenhaus verbracht habe. Ganzheitliche Pflege wird hier anscheinend ganz klein geschrieben. Bis auf eine äußerst rührige und liebevolle Nachtschwester, einen ebensolchen Pfleger, der aber nur am Tag vor meiner Entlassung Dienst hatte, und einem Arzt, den ich auch erst am vorletzten Abend kennenlernte, waren die Pflegenden wenig hilfsbereit, nett oder gar interessiert, wie es mir geht. Es war tags wie nachts die lauteste Station und vom Türen schließen und Anklopfen wurde hier extrem wenig gehalten. Andauernde Störungen waren ständig an der Tagesordnung und der Umgang mit Händedesinfektion keine Selbstverständlichkeit.

Mein Brusttumor, die Knochenmetastasen, meine Muskeldystrophie und die Dauerbeatmung blieben außen vor, ich war ja schließlich wegen eines Gallensteins gekommen und den hatte man ja erfolgreich beseitigt.

Am vorletzten Tag war Chefarztvisite. Da sprach den Chefarzt eine Ärztin an, die am Tag zuvor vergeblich, aber auf brutalste Weise, versucht hatte, mir einen Blasenkatheter zu stecken, weil ich vor Schmerzen nicht mehr ins Liftertuch kam und ins Bett gemacht hatte. Sie drängte darauf, mir auf Dauer einen suprapubischen Blasenkatheter durch die Bauchdecke legen zu lassen.

Gottseidank meinte sie auch, dass der erst am Montag gelegt werden könnte, sonst hätte ich jetzt ein zusätzliches Loch im Bauch, denn ich hätte sofort zugestimmt, so schlecht ging es mir am Vortag.

Der Chefarzt lehnte den Vorschlag rundweg ab und fragte, warum bisher die letzten 4 Tage eine ausreichende Schmerztherapie versäumt wurde...? Die wurde jetzt endlich durchgeführt. Mir wurde auch eine Tumor-Konferenz vorgeschlagen, bei der ich nicht anwesend sein müsste oder könnte, ich willigte natürlich ein und deshalb wurde positiv entschieden, dass ich am nächsten Tag nach Hause könnte. Mir klang das wie eine vernünftige Absprache auf Augenhöhe. Leider stand im vorläufigen Entlassungsbericht, dass „die Patientin stark nach Hause drängte“ und man mich deshalb entließ...

Der Heimweg gestaltete sich rundweg positiv. Morgens wurde ich von meinem Team noch mal in ein Krankenhausbett umgelagert, damit mein eigenes Bett abgebaut, nach Hause transportiert und dort wieder aufgebaut werden konnte. Dann kam ein weltbestes Rettungsteam mit dem schon obligatorischen Rettungsbus. Sie unterhielten sich mit mir und meinen Helferinnen, wie der Transport am angenehmsten für mich vorgehen sollte. Ich wurde wie eine Königin, mitsamt meiner Rohomatratze und vielen Lagerungstüchern gut abgepolstert, auf die fahrbare Liege gelegt und schmerzlos festgeschnallt. Der Transport bei strahlendem Sonnenschein und mit Blick durch die Windschutzscheibe war nach 6 Jahren Bettlägerigkeit ein großes Highlight. Liebevoll, bis wieder im eigenen Bett in den eigenen 4 Wänden liegend, wurde ich von ihnen begleitet. Dafür noch mal meinen allerherzlichsten Dank!!!

 

 

 

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