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27.01.2010 

Gestern abend hatten wir seit langem mal wieder einen hochoffiziellen fachlich-sachlichen Pflegestammmtisch bei mir zuhause und es waren fast alle von meinem Pflegeteam da, nur einer meiner Pfleger war woanders bei der Arbeit. Es gab einiges Organisatorisches zu besprechen, zeitlich wurde manches anders festgelegt und jeder berichtete über seine Befindlichkeiten hier in meiner Versorgung. Der Grundtenor war, dass sich eigentlich jeder wohl fühlt, worüber ich mich freue.

Ich hab ein kunterbunt gemischtes Team mit festangestellten Voll- und auch Teilzeitkräften. Ein Freiberufler ist dabei, Minijober und noch zusätzlich Pflegeassistenten. Jeder ist eine eigene Persönlichkeit mit großen Vorzügen und kleinen Schwächen ;-)

Leider sehen sich die Kollegen ja nur zu kurzen Übergaben und bei immer wieder stattfindenden Festivitäten. So müssen Pflegestammtische unbedingt stattfinden, damit man sich auch mal ganz konkret austauschen kann und man Tipps und Tricks geben oder erhalten kann.

Unser Hauptthema war gestern „ASSISTENZ“.

Leider ist die Assistenz, mein größtes Anliegen, derzeit ein bisschen aus aller Herz und Hirn geraten. Mein Leben besteht seit gut 3 Monaten nur aus ermüdenden Einarbeitungen der Neuen zu früh im voraus festgelegten Zeiten und meinem ständigen Bemühen, endlich wieder ich selbst sein zu dürfen.

Mein allergrößtes Problem ist gerade, die Angst, bzw. die derzeitige Gewissheit, dass mir tagtäglich die Zeit davon läuft, weil ich so oft und lange mit Einarbeitungen beschäftigt bin. Diese Angst wird ständig größer und ich weiß tatsächlich auch nicht wie ich aus diesem Teufelskreis wieder herauskommen kann.

Meine Tage sind derzeit fast ausschließlich auf die einzelnen Teammitglieder ausgerichtet und zwar nicht mehr in dem Sinne, dass ich mich darauf freue, dass der eine oder die andere kommt und ich meine Dinge tun kann, wie ich möchte. Nein, es haben sich Rituale eingeschlichen, die sich meistens an den Neuen und nicht an mir ausrichten.

Den lieben neuen Festangestellten ist immer noch sehr schwierig zu vermitteln, wie ich mein Leben führen möchte. Ich fange wieder bei Null an und versuche zu vermitteln, was ganzheitliche Pflege mit bestmöglicher Assistenz bedeutet.

Eigentlich ist eine Ausbildung und langjährige Tätigkeit im Pflegeberuf fast kontra produktiv. Im Leben stehen, Taktgefühl, Einfühlungsvermögen und Sensibilität sind einfach die notwendigeren Komponenten, um bestmögliche Assistenz umzusetzen. Wahrung meiner Intimsphäre ist mir sehr wichtig und wenn man mir die Regie aus der Hand nimmt und mich und meine Wohnung vereinnahmt, leide ich unendlich. In so einer Phase fällt mir die Kommunikation mit den Betroffenen auch immer sehr schwer, da die Gefahr der gegenseitigen Kränkung und Verletzung in so hoch emotionaler Situation äußerst groß ist.

Es ist eine Notwendigkeit, doch ich kann mich bis heute noch nicht daran gewöhnen, dass ich unbekleidet, vor „fremden Augen“ mit dem Patientenlifter von meinem Bett ins Bad geliftert werde. Ich finde mich sehr unattraktiv, entblöst und schutzlos und kann es nicht ertragen, wenn auf meine Befindlichkeiten keine Rücksicht genommen werden. Transfers werden bei mir immer von einer exminierten Pflegekraft und einer Pflegeassistentin durchgeführt. Die zwingend notwendige Anwesenheit der beiden unerlässlichen Hilfspersonen ist mir nicht angenehm, aber ich kann es akzeptieren bzw. sogar wertschätzen.

Was ich nicht ertrage ist, wenn zum Schichtwechsel ein dritter dazu kommt, ohne gebraucht zu werden und nicht realisiert, dass er sich in meinem Schlafzimmer befindet, in dem ich nicht jeden empfangen möchte und schon gar nicht unbekleidet jemand neu ankommenden begrüßen mag. Wenn ich das dann auch noch klar und deutlich zum Ausdruck bringe und man mir antwortet: „Wissen Sie, Frau Pabst, ich sehr Sie in jeder Schicht 2 mal nackt, da brauchen Sie sich nichts mehr draus machen“ fühle ich mich sehr wenig wertgeschätzt und bin tief gekränkt.

Ich möchte auch bitte nicht, dass man sich, wenn ich am Computer arbeite, hinter mich setzt oder um mich rum in nächster Nähe anfängt zu putzen. Ich mag nicht, wenn man sich direkt neben mich stellt und dort stehen bleibt bis ich reagiere. Ich möchte auch bitte gefragt werden, ob es mir recht ist, wenn man sich zu mir setzt und man dann auch versteht, wenn ich es auch mal ablehne. Rundum die Uhr beständig auf Hilfe angewiesen zu sein, ist nicht nur ein Segen, es kann auch sehr belastend sein. Ich habe öfters mal den Wunsch nach nur meiner eigenen Gesellschaft und kann mich gut allein ertragen.

Schön ist, wenn verstanden wird, was ich empfinde, man versucht sich in meine Lage zu versetzen und einem dann auch klar wird, wie ich mich fühlen muss.

Ich habe eine sehr liebe Assistentin, die mir ganz viel vom Gesicht abliest und mir sehr große Wertschätzung entgegen bringt.

Sie vertritt vehement die Einstellung, dass alles kommuniziert werden kann und sollte und übt ständig Rücksicht in allen Alltagssituationen.

Nie würde ihr einfallen, nur um mich etwas zu fragen, z.B. ob sie mir einen Tee kochen soll, ins Bad zu stürmen, wenn ich gerade dort bin. "Das kann ich vorher, oder wenn ich es vergessen habe, auch noch hinterher fragen. Ich mag im Bad auch von niemandem gestört werden und das Gleiche steht Frau Pabst zu".

 

 

 

www.beatmet-zuhause-leben.de