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rekord bei 13. Musiknacht

Generationsübergreifende Konzerte in der Stadt, in einem Wohnzimmer und „im Untergrund“

Die Dreizehn wurde für den erprobten Dauerbrenner „Kirchheimer Musiknacht“ eindeutig zur Glückszahl. Als die Macher Michael Holz, Andreas Kenner und Torsten Wenzler 2009 das Dutzend vollmachten, hing der Himmel voller Wolken. Der befürchtete Super-Gau blieb aber aus. Während sich die Wolken leerten, hatte sich die Stadt dennoch gefüllt. Bei der dreizehnten Auflage gab es dagegen schon im Vorfeld Grund zur Annahme, dass ganz akut mit der bislang „größten anzunehmenden Musiknacht“ zu rechnen sein wird.


WOLF-DIETER TRUPPAT, Der Teckbote

Kirchheim. Dass sich diese Hoffnung erfüllte, belegt die Zahl von immerhin 9 200 zahlenden Gästen. Bestätigt wurde, dass der Button-Berg beim Vorverkauf am sonnigen Freitag förmlich dahinschmolz. Wer am Samstag dann schon gegen 18 Uhr erste Runden durch die Stadt zog, konnte hautnah miterleben, wie rasch es in der Stadtmitte immer dichter wurde. Die begeisternd vielen sorgten schon relativ früh für nur noch zähflüssigen Durchgangsverkehr in der Fußgängerzone und vor allem in den Seitenstraßen.

Die gefühlte Zahl der Button-Träger wuchs kontinuierlich an, denn die Chance, in einer meteorologisch makellosen Musiknacht fast 70 Bands an knapp unter 50 verschiedenen Veranstaltungsorten erleben zu können, verursachte ungemein viel Bewegung und Begegnung in der Stadt. Das führte zwar immer wieder zu Staus, aber nie zu Ungeduld, denn überall wo es staute, war schließlich auch besonders viel los oder viel Besonderes geboten. Ein zugeparkter Ziegelwasen machte deutlich, dass heimische und internationale Stars und Sternchen einen wahren Ansturm von nah und fern auf die musikalischen Epizentren der Teckstadt verursachen konnten.

Mit der stimmgewaltigen Entertainerin Angela Brown – in Chicago als „hottest lady in town“ gefeierter Star – war eine der besten Bluessängerin der Black Music in Kirchheim zu Gast, die es hervorragend verstand, über alle Sprachbarrieren hinweg mit ihrem Publikum ins Gespräch zu kommen, um nicht nur für sie, sondern mit ihnen gemeinsam den Blues zu zelebrieren. Timo Brunke kehrte einmal mehr in seine Heimat zurück, um vor versammelter Fangemeinde sein sprachkompositorisches Werk „Kommunikazumutung – Verzweit“ zu präsentieren.

Der gelungene Start in die legendäre „längste Nacht des Jahres“ erfolgte schon um die Mittagszeit mit gleich drei Bands an verschiedenen Orten. Nachdem die Mitglieder von „Opportunity“ ihre Vorbereitungen abgeschlossen hatten, kletterte Andreas Kenner auf die Veranstaltungsbühne vor dem Rathaus. Er sehe zwar nicht so aus, sei aber tatsächlich dritter Stellvertreter der Oberbürgermeisterin, betonte der SPD-Stadtrat einleitend, um dann ungewohnt kurz und knapp „in einer der vielleicht schönsten Städte in Baden-Württemberg“ eine der „besten Musiknächte im ganzen Süddeutschen Raum“ offiziell zu eröffnen. Er nutze zugleich die Gunst der Stunde, um weiter für das Wohl der Stadt zu werben und Bewohner und gleichermaßen darauf hinzuweisen, dass Kirchheim eine steuerschwache Stadt sei und das bei dieser Veranstaltung ausgegebene Geld gut gebrauchen könne. Besonders viel Applaus bekam er aber für sein Versprechen, dass die junggebliebene Traditionsveranstaltung auch nach der dreizehnten Nacht „noch etwas“ weitergehen werde.

Während die Band „Opportunity“ den abwechslungsreichen musikalischen Reigen eröffnete und ihre CDs auf Wunsch „gegen eine gewisse Gebühr“ zur lebenslangen Ausleihe zur Verfügung stellte, markierte die Schülerband „Treibär“ im Bereich Wunderbar und Stiftsscheuer ihr Revier. Am ehemaligen Polizeirevier an der MAF sorgten die gestandenen Mitglieder der „Rumblers“, der immerhin schon 1963 gegründeten und damit wohl dienstältesten Oldie Beatband Esslingens, für aufkommende und den anstehenden Abend schon gut vorbereitende Nostalgie. Auch später waren schließlich immer wieder Hits der 60er, 70er und 80er-Jahre zu hören.

Lokalmatador Werner Dannemann sorgte im Bereich des Rathauses um 18 Uhr für einen vielversprechenden Auftakt und dafür, dass erste Bewohner der direkten Umgebung die Flucht vor Gitarrensoli und wummernden Bässen antraten. Während er von der Bühne spontan seinen Nachbarn grüßte, machte nebenan ein Motorradfahrer sein Fahrzeug flott, um in Stuttgart Ruhe zu finden und erst am nächsten Morgen wieder in die kurzfristig in eine Metropole der Musik verwandelte Fliegerstadt zurückzukehren.

Werner Dannemann garantierte dann bei Conny Pabst in der zur „Location 49“ erklärten Dettinger Straße 32 einen mitreißenden Abschluss eines eindrucksvollen Konzerts, das Höhepunkte der 13. Musiknacht direkt in die Wohnung von Conny Pabst brachte, die schon seit Jahren künstlich beatmet werden muss und daher selbst nicht mehr aktiv an der Musiknacht hätte teilnehmen können. Dort gaben sich Boris Kunz, Paul Lawall, ein ausnahmsweise nicht aus „Raphi und Jörg“ sondern aus Raphael Lindeke und Birgit van Staelen bestehendes Duo und schließlich noch Timo Brunke die Ehre. Das Ergebnis war ein höchst emotionales Ereignis, das ein ganz besonderes Glanzlicht setzte, bei allen Beteiligten einen bleibenden Eindruck hinterlassen wird und nach dem großartigen Erfolg nur dringend zur Nachahmung und/oder Wiederholung empfohlen werden kann.

Noch enger ging es nach Mitternacht nur noch in der vergleichsweise „schalldichten“ Bastion zu, wo sich einmal mehr der harte Kern der üblichen Verdächtigen beim Kult-Finale „Dannemanns Jam“ traf, um gemeinsam und in unterschiedlichsten Konstellationen Musik zu machen und das Restpublikum im vollgepackten Gewölbekeller bis in die frühen Morgenstunden bestens zu unterhalten. Zuvor hatte der wie Blues­röhre Angela Brown ebenfalls aus Chicago kommende Khalif „Wailin“ Walter mit seiner Band und typischem „Downhome-Sound“ den Veranstaltungsort kurzerhand in ein „Mekka des Blues“ verwandelt.

 Internationale Freunde hatten schon am frühen Abend auch Georg und Ronald Kobler um sich geschart und dafür gesorgt, dass die Ecke Dreikönig- und Metzgerstraße zu einem der neuralgischsten Punkte wurde, wenn es darum ging, quer durch die Stadt zu kommen. Erschwerend kam hinzu, dass in der Parallelstraße „Asian Stars“ gastierten und elektrisch-magische Weltmusik aus dem High-Tech-Universum in die Teckstadt brachten. Dominierten dort von Didgeridoo, Electric Sitar und Tanpuna getragene Sound-Collagen, wurde der Zubringer Dreikönigstraße von Hard Rock mit „Mystery Roach“ und „Yukon“ im leergeräumten Central Kino und von „Toni und Elmar“ mit Hits, Oldies und Evergreens musikalisch dominiert.

Mit einer ganz besonders gut gefüllten Bühne wartete der Wachthausgarten auf, der neben dem dicht zusammengedrängten Publikum auch noch die zehn Mannen von „Ernest & The Hemingways“ unterbringen musste. War an intensive tänzerische Bewegungen an vielen Orten der Innenstadt fast nicht zu denken, blieb im mondänen „Wanga-Garten“ immer noch genügend Tanzfläche übrig. Die zehn Musiker der mit dreiköpfigem Bläsersatz angetretenen Band „Biko & The damaged Labour horns“ nutzten diesen Freiraum teilweise gleich selbst, um die Grenze zwischen Akteuren und Publikum vergessen zu machen. Ihre Soul-, Blues- und Rock-Orgie mündete in eine auch an vielen anderen Orten stattfindende After-Musiknacht-Party“, die bis weit in den Sonntagmorgen munteres Treiben im öffentlichen Raum und „im Untergrund“ garantierten.

 

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